Sonntag, 19. Dezember 2010

Giveaway-Grusel – wieso ist Falkengrund eigentlich kostenlos?

Manche meiner Leser sind einfach nur glücklich, Falkengrund gratis lesen zu können. Andere reagieren überrascht und versichern mir, dass sie gerne auch etwas dafür bezahlen würden. Einige zeigen sich sogar ein wenig empört darüber, dass ich die Geschichten umsonst verschleudere.

Über alle diese Reaktionen freue ich mich.

Natürlich veröffentliche ich Falkengrund nicht deshalb kostenlos, um jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen. Auch schwimme ich nicht im Geld oder leide unter Langeweile. Hinter der Gratis-Kampagne steht ein Konzept mit klaren, teilweise egoistischen Zielen. Deshalb soll auch niemand ein schlechtes Gewissen haben, der Falkengrund kostenlos liest.

Mit der, äh, günstigen Bepreisung der Serie verfolge ich drei Ziele:

1. Ich möchte gelesen werden.

Autoren reden im Allgemeinen nicht gerne darüber, damit sie nicht für eitel gehalten werden, aber ich schätze, 98,3 Prozent aller Schriftsteller haben Spaß an dem Gedanken, dass da draußen gerade jemand eine ihrer Geschichten liest. Im Moment des Schreibens schreibe ich für mich, aber wenn die Story fertig ist, möchte ich jemanden damit gruseln, faszinieren, unterhalten. Je mehr Leser Falkengrund verfallen, desto glücklicher bin ich – so einfach ist das.

2. Ich versuche, eine gewisse Popularität zu erlangen, um zu einem späteren Zeitpunkt etwas besser von der Schriftstellerei leben zu können, als mir das im Augenblick möglich ist.

Die Romanschreiberei ist ein schwieriges Geschäft. Die meisten Schriftsteller kennen das: Man arbeitet über Monate, Jahre hinweg an einem Buch, schafft es vielleicht sogar, es in einem mittleren oder großen Verlag zu veröffentlichen, wird interviewt und besprochen, zu Lesungen eingeladen, erhält von Kritikern und Lesern gute bis begeisterte Kritiken, glaubt sich am Ziel und müsste eigentlich glücklich sein. Trotz allem verkauft man aber nur so wenige Exemplare, dass man davon unmöglich existieren kann. Ich habe es selbst erlebt: Fünf Monate Arbeit, Veröffentlichung bei einem großen Verlag, überschwängliche Leserbriefe und Rezensionen, weniger als tausend Verkäufe. Das sind nicht einmal 200 Euro Einkommen pro Monat – wie soll das funktionieren?

Es gibt tausende guter Belletristik-Autoren im deutschsprachigen Raum, die durchaus veröffentlicht und gelesen werden, aber die allermeisten publizierten Romane verkaufen sich nur einige hundert oder einige tausend Mal, und ein Autor erhält selten mehr als einen Euro Honorar pro verkauftem Buch, oft weniger. Dadurch entsteht ein Paradoxon: Während es hierzulande tausende Verleger, Redakteure, Lektoren, Agenten, Drucker, Bibliothekare und Buchhändler gibt, die von ihrer Arbeit leben können, gelingt das den meisten Autoren niemals.

Seien wir ehrlich: Leser lesen zunächst einmal Bücher von Autoren, die sie kennen. Selbst wenn man ein, zwei Mal enttäuscht worden ist, hält man sich lieber an die gewohnten Namen. Neue Autoren ärgern sich naturgemäß darüber, aber so läuft es eben. Ich habe jedes Verständnis für dieses Leseverhalten – mir selbst geht es nicht anders. Um gekauft zu werden, muss man also vor allem bekannt sein. Falkengrund soll alle Leser von fantastischer, unheimlicher oder spannender Literatur da draußen dazu verführen, es mal mit dem Schriftsteller Martin Clauß zu versuchen. Und irgendwann … zack! … schnappt die Falle zu, und du kannst nicht mehr raus und wirst dein Leben lang Bücher kaufen, auf denen mein Name draufsteht.

Harharhar! Harhar ….

3. Wie ich schon im allerersten Post schrieb, vertrete ich die Meinung, im eBook-Format sollten nicht nur Texte erscheinen, die bereits in gedruckter Form verfügbar sind. Das würde bedeuten, die Möglichkeiten des neuen eBooks aufs Technische zu beschränken. Was das eBook wirklich interessant macht, ist sicher nicht, dass man plötzlich auf einem Bildschirm lesen kann. Ich sehe im eBook auch ein Werkzeug für Indie-Texte. In den USA gibt es bereits ein großes Angebot von reinen eBook-Autoren. Viele davon veröffentlichen ohne Verlag. Zunächst werden Nischen bedient, Experimente gemacht. Einige dieser Nischen und Experimente wachsen und wachsen, bis sie Zehntausende oder Hunderttausende von Lesern finden. Und plötzlich ist nichts mehr zwischen Leser und Autor, keine Verlage, deren Vorstellungen sich die Autoren unterwerfen müssen, keine Buchhändler, von deren Bereitschaft und Meinung der Erfolg eines Buches abhängt. Es kommt zusammen, was schon lange zusammen gehört: Lesen und Schreiben.

Falkengrund ist nicht nur eine Gruselserie. Es ist auch ein kleiner Anstoß, um im deutschsprachigen Raum eine neue Art des Lesens und Schreibens zu etablieren.

Montag, 13. Dezember 2010

Hier ist sie - die erste neue Story!

Informierte Leser wissen, dass die Falkengrund-Serie in den Jahren 2005 und 2006 schon einmal erschien. Vor dem Neustart beschloss ich, nicht nur die Episoden von damals wieder zu veröffentlichen und die Serie danach fertigzuschreiben - ich wollte auch schon vorher immer wieder neue Episoden einfügen.

Ich wusste einfach, Falkengrund würde mir wieder so viel Spaß bereiten, dass ich keine zwei Jahre warten konnte, um neue Texte dafür schreiben zu dürfen. Außerdem fallen mir viele Abenteuer ein, die viel besser in die Anfangszeit als in den späteren Handlungsverlauf passen. Und: Die Leser von damals sollen auch ihren Spaß haben und möglichst früh Episoden bekommen, die sie noch nicht kennen.

Anfangs plante ich die erste neue Story für die Nr. 9 oder 10 ein. Wahrlich genügend Zeit, um sich in aller Gemütlichkeit wieder in der Serie zurechtzukuscheln.

Dann ritt mich der Teufel.

Da trieb sich doch auf meiner Festplatte ein Storyfragment mit dem Titel "Vor dem Hahnenschrei" herum, das geradezu danach krähte, zu einer Falkengrund-Episode umgearbeitet zu werden. Die Idee zu der Geschichte war mir Anfang 2009 gekommen, als ich meiner Tochter eine Gute-Nacht-Geschichte vorlas, in der ein krankheitsbedingt heiserer Hahn nicht krähen konnte und daher die anderen Tiere auf dem Bauernhof bat, mit ihren Stimmen den Bauern zu wecken, was kläglich misslang. Zunächst hatte ich die Idee mit dem Arbeitstitel "Der schwarze Phönix" notiert, in der Hoffnung, dass mir beim Schreiben noch etwas Knackigeres einfallen würde. Im Januar 2010 begann ich die Story zu schreiben, wie gesagt, damals noch ohne den Bezug zu Falkengrund.

Ich hatte bei der Städtischen Wirtschaftshilfe (schätze, ich bin nicht der erste Schriftsteller, der dort bisweilen einkauft), einen alten Schmöker von Stephen King erworben, den ich noch nicht gelesen hatte: "Cujo" - die Geschichte vom tollwütigen Bernhardiner, gebundene Version, ordentlich erhalten, 1 Euro, absolut unwiderstehlich. Wer den Roman gelesen hat, wird mir zustimmen - er gehört nicht zu Kings Meisterwerken, aber er hat im Ansatz alles, was seine Schreibtechnik ausmacht, und er versteht es, den Leser zu fesseln. Ganz im Eindruck von "Cujo" begann ich "Vor dem Hahnenschrei".

Als ich im Oktober Falkengrund neu startete, bekam ich Lust, so schnell wie irgend möglich etwas Neues dazu zu schreiben. Ich ahnte, dass es zeitlich knapp werden würde, aber ich ging es an. Und kündigte die Story an, ohne mehr als ein Drittel davon geschrieben zu haben. Dann kamen tausend Dinge dazwischen, und schließlich saß ich die drei Tage vor dem Erreichen des Erscheinungstermins bis spät abends am PC und tippte.

Ehrlich gesagt: Ich hatte vergessen, wie viel Arbeit so eine dumme, kleine Falkengrund-Episode eigentlich macht. 75.000 Anschläge oder 12.000 Wörter, ein Klacks für einen Schnellschreiber. Aber ich war nie ein Schnellschreiber. Nicht, dass ich Vorbehalte dagegen hätte, einer zu sein. Ich bin nur einfach zu langsam. Und ich recherchiere zu viele Belanglosigkeiten.

Am Samstag (der Erscheinungstermin war gekommen, und ich hatte noch rund 15.000 Anschläge vor mir, plus Lektorat, plus eBook-Erstellung) erwischte mich eine Magen-Darm-Grippe, und nach einem längeren Aufenthalt auf einem üblicherweise stilleren Örtchen gab ich mir den Rest des Tages frei.

Heute ist die Story mit zwei Tagen Verspätung erschienen. Sie ist so merkwürdig, wie es sich für eine echte Falkengrund-Episode gehört. Zwar passt sie nicht ganz in den Zeitverlauf - ach, zum Henker mit der Kontinuität! Die Geschichte hat sich eben irgendwann vor der Nr. 2 ereignet. Ein Rückblick. Vergangenheitsabenteuer. Soll's doch geben.

Erzählerisch ist "Vor dem Hahnenschrei" in voller Absicht an den King of Horror angelehnt, auch wenn die Story sicher nur a far cry von dessen Werken ist. Wortspiel verstanden? Hahnenschrei - a far cry (= himmelweiter Unterschied)? Witzig, was?

Übrigens stelle ich fest, dass es Spaß macht, Making Ofs zu den Episoden zu schreiben. Also werde ich das fortan öfter tun.

Seid gewarnt.

Dienstag, 2. November 2010

Von den Schwierigkeiten, kostenlose eBooks anzubieten

Wenn ich die Falkengrund-Serie schon gratis verschleudere, werde ich auch alles daran setzen, sie an möglichst vielen Orten anzubieten – so lautete meine interne Kampfansage vor Start des Projekts. Aber, wie ich in den ersten Tagen feststellen durfte: Die Falkengrund-eBooks werden zwar gerne heruntergeladen, aber sie irgendwo einzustellen, ist gar nicht so einfach.

Klar, die großen deutschen eBook-Shops wie Ciando oder Thalia möchten sich mit Gratis-eBooks das Geschäft nicht verderben. Das kann ich verstehen. Aber auch in internationale Shops wie Amazons Kindle Store oder Apples iBook Store, die massenhaft kostenloses Material (auch auf Deutsch) anbieten, kommt man nicht so leicht rein.

Zu Apples Auflagen für eine Aufnahme in den iBook Store gehört eine ISBN. Eine solche zu bekommen, ist zwar theoretisch kein Problem, aber bei angestrebten hundert Episoden dann doch nicht ganz billig für einen Autor, zumal die Vergabestelle für ISBNs die Nummern nur an eingetragene Verlage in größeren Mengen günstig abgibt – als Autor muss man sich Nummer für Nummer einzeln besorgen, für schlappe 79 Euro das Stück (für die Falkengrund-Serie also ein Kostenfaktor von einigen Tausend Euro). Zwar bietet z. B. der Verlag Lulu kostenlose ISBNs, dafür muss man Lulu aber per Vertrag zu seinem Verleger machen und ist damit in vielerlei Hinsicht an ihn gebunden. Was für mich nicht in Frage kommt, da ich alleine bestimmen möchte, wie und wo ich Falkengrund veröffentliche.

Nun hätte ich sicher auf dem einen oder anderen Weg günstig an ISBNs kommen können. Die Frage ist, ob man Lust hat, sich den Schikanen von Apple komplett zu unterwerfen.

Apple zensiert nämlich auch den Inhalt seines Stores. Es erlaubt beispielsweise keine nackte Haut auf dem Cover – „no nudity“. Da hätte ich das eine oder andere Falkengrund-Titelbild nur für den iBook Store neu kreieren müssen.

Tut mir leid. Nein, danke.

Amazons Kindle Store gibt sich zwar offener. Eine ISBN ist hier nicht vonnöten, und ein wenig Erotik auf dem Cover stört niemanden. Dafür gibt es für Autoren aber eine Mindestpreis-Auflage. Jedes eBook muss mindestens 99 US-Cent kosten – das erfährt man erst, nachdem man eine halbe Stunde lang alle Felder ausgefüllt und alle Optionen gewählt hat. Und woher kommen dann bitte die ganzen kostenlosen eBooks im Angebot? Von US-Verlagen. Die erhalten nämlich das Sonderrecht, auch Gratisangebote einzustellen.

Nett, nicht?

Erstes Fazit: Schön, dass es beam-ebooks gibt, wo ich Falkengrund anbieten darf, obwohl es kostenlos ist, keine ISBN hat und ab und zu einen Hauch von Busen zeigt.

Zweites Fazit: Wer Falkengrund auf dem Kindle, dem iPad oder iPhone lesen will, kann das problemlos tun, aber eben nicht über den Amazon Kindle Store oder den iBook Store, sondern über txtr.com (es gibt eine txtr-app für iPad/iPhone) oder die anderen Download-Stellen.

Drittes Fazit: Eigentlich wollte ich mir ja auf Weihnachten den Kindle 3 zulegen, aber jetzt habe ich irgendwie keine Lust mehr dazu ...

Montag, 1. November 2010

Falkengrund, Schule des Okkulten – die Schauerserie aus dem Netz

Falkengrund – müsste ich das kennen?

Nein. Neinnein. Definitiv nicht. Wird nicht abgefragt.

Wer trotzdem mehr wissen möchte, ist in diesem Blog gut aufgehoben. Beginnen wir zur Einführung mit dem klassischen Werbetext, mit dem ich im Januar 2005 meine Falkengrund-Website (damals unter der Adresse www.gruselstories.de) eröffnet habe:

„Falkengrund ist kein Ort für Touristen und Kurgäste.

Wer sich auf den Weg durch den Schwarzwald macht, um das einsam gelegene ehemalige Jagdschloss aufzusuchen, hat einen bestimmten Grund dafür. Vielleicht gibt es für ihn keine andere Zuflucht mehr. Oder er erhofft sich Antworten auf nagende Fragen – Fragen, die ihm sonst nirgendwo beantwortet werden können. Seit mehr als einem Jahrhundert beherbergt Schloss Falkengrund eine kleine private Hochschule, deren Forschungsgegenstand das Übersinnliche ist. Dreizehn Schüler und ihre Dozenten stellen sich den finsteren Rätseln, und jeder von ihnen trägt ein persönliches Geheimnis mit sich. Ihr aller Schicksal erfüllt sich auf Schloss Falkengrund ...

Falkengrund ist keine der herkömmlichen Dämonenjäger-Serien. Das neuartige Konzept schlägt einen Bogen von den Wurzeln des Schauerromans zu modernem, jugendlichem Horror.“

Bei Falkengrund handelt es sich also um eine phantastische Grusel-Romanserie, die erstmals im Januar 2005 begann und anderthalb Jahre später leider wieder eingestellt werden musste, nach immerhin 52 regulären Episoden und drei Sonderbänden – das sind umgerechnet weit über 2000 Buchseiten.

Seinerzeit haben viele Leser die Abenteuer um die illustren Dozenten und Studenten wöchentlich heruntergeladen und mit Begeisterung gelesen. Das belegen auch die zahlreichen Zuschriften, die ich bis zum heutigen Tage dazu erhalte. Auch nach vier Jahren hatte sich noch nicht jeder damit abgefunden, dass die Serie nicht mehr erschien.

Deshalb startet Falkengrund jetzt, im Oktober 2010, noch einmal neu. Ihr könnt alle bisherigen Texte wieder im Netz lesen, neue Abenteuer werden geschrieben, offen gebliebene Geheimnisse nach und nach gelüftet, der groß angelegte Handlungsbogen wird endlich abgeschlossen. Aber nicht zu rasch, keine Sorge!

Diese Serie ist – wie schon angedeutet – in vielerlei Hinsicht einzigartig im Netz. Am ungewöhnlichsten ist vielleicht, dass hier ein professioneller Autor (u. a. Veröffentlichungen bei Ueberreuter) eine ganze Serie gratis ins Netz stellt, ohne Wenn und Aber, nicht etwa nur Leseproben oder Teaser.

Falkengrund – Schule des Okkulten erscheint auf der Seite www.falkengrund.net. Wenn du auf intelligenten, spannenden Grusel stehst, solltest du zumindest mal reinlesen. Es kostet nichts und tut im Allgemeinen nicht weh.

Aber Vorsicht: Viele kommen nicht mehr von Falkengrund los …

(Du hast es bestimmt gemerkt, ich duze hemmungslos, womit ich keineswegs andeuten will, Falkengrund sei eine Serie für Kinder. Nein, die Jugendfreigabe liegt so schätzungsweise bei 13 ½. Dummerweise habe ich dafür noch keinen funktionierenden Alterscheck gefunden ;-).

Montag, 18. Oktober 2010

Falkengrund-Homepage online

Seit heute ist unter www.falkengrund.net die offizielle Homepage der Falkengrund-Serie online. Dort können auch die ersten Cover bewundert werden.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Falkengrund startet an Halloween

Pünktlich zu Halloween startet die eBook-Gruselserie Falkengrund auf meiner Seite www.falkengrund.net. Die Episoden sind dann kostenlos in den beliebten Formaten epub, prc und pdf herunterladbar. Außerdem gibt es eine html-Version in kurzen, lesefreundlich aufbereiteten Häppchen. Da macht sogar das Lesen am Bildschirm Spaß, wetten?

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Digitales Lesen - tatsächlich eine Revolution?

Heute öffnet die 62. Frankfurter Buchmesse ihre Tore. Kaum ein Artikel in der Presse, der nicht Begriffe wie „eBook“, „digitales Lesen“ oder gar „digitale Revolution“ in der Überschrift führt. Gastland Argentinien und die prominenten Superstars der Literatur (von Ken Follett bis Günter Grass) verblassen angesichts dieses offenbar dramatischen Umkrempelns unserer Lesewelt.

Natürlich war das eBook schon in den letzten Jahren ein Thema in Leipzig und Frankfurt, ebenso wie auf den Buchmessen im Ausland. Trotzdem hat sich nun in wenigen Monaten so viel getan, dass selbst Kenner des Marktes den Überblick verlieren.

Man hat das Gefühl, beinahe wöchentlich kündigt jemand ein neues E-Lesegerät an, eines günstiger und (angeblich) praktischer als das andere. Hatten sich noch vor ein, zwei Jahren auch große Verlage nur zögerlich an die Herausgabe digitaler Editionen gemacht, fürchten jetzt (fast) alle, die Zukunft zu verschlafen. Mittlerweile sind die meisten deutschen und internationalen Bestseller in digitaler Form zu kaufen. Und wenn sie es nicht sind (wie etwa Cornelia Funkes „Reckless“), stehen schon wenige Tage nach dem Erscheinen des Buches die illegal digitalisierten Texte auf den bekannten Datentauschbörsen zum Abruf bereit.

Ich habe schon im Jahr 2002 auf einer eigenen Website (www.vampirova.de) Kurzgeschichten und Romane als eBook veröffentlicht, in sehr kleinem Rahmen und – ich will und kann es nicht verheimlichen – mit sehr überschaubarem Erfolg. Damals gab es auf dem deutschen Markt keine speziellen Lesegeräte. Nur eine Handvoll Menschen im deutschsprachigen Raum dürfte damals das Rocket eBook der kalifornischen Firma NuvoMedia besessen haben. Wollte man elektronische Bücher lesen, tat man das auf dem PC-Monitor oder auf seinem PDA (also vorwiegend auf dem Palm oder Pocket-PC).

Viele meiner Leser gaben sogar an, sich die Texte vor dem Lesen auszudrucken.

Nun, im Herbst 2010, denkt bei eBooks keiner mehr an den heimischen Computerbildschirm oder gar an den Drucker. Die heute üblichen Formate wie prc oder epub sind nicht zum Ausdrucken geeignet, und auf dem PC-Monitor funktionieren sie auch nur „ausnahmsweise“. Heute lassen sich eBooks nicht nur auf Dutzenden verschiedener Lesegeräte goutieren, sondern auch auf Smartphones und … auf den meisten gängigen Handys. Zwar ist der sensationelle Boom der Handyromane in Japan nur auf benachbarte Länder wie Taiwan übergeschwappt und nicht in die westliche Welt, dennoch ist das Lesen auf iPhones und anderen Handys mit großem Display für viele längst Alltag geworden.

Seit zehn Jahren beschwören die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt das digitale Zeitalter herauf, aber ein tatsächliches Leserinteresse für eBooks ist erst jetzt, 2010, richtig spürbar geworden.

Auch die Diskussionen über eBooks haben sich verändert. Interessierte vor einigen Jahren hauptsächlich die Frage, ob das Lesen auf Bildschirmen und Displays augenfreundlich und angenehm sei, so diskutiert man heute tiefgreifende Veränderungen der Lesekultur, des Umgangs mit geistigem Eigentum, die Vergänglichkeit der Daten, etc. – große Themen, von denen mir manche berechtigt, manche überzogen vorkommen. Schon von zehn Jahren hatten manche prophezeit, in zehn Jahren (also heute) gebe es wohl keine gedruckten Bücher mehr.

Wenn ich mir den heutigen eBook-Markt ansehe, frage ich mich vor allem eines:

Was hat sich denn großartig geändert?

Dieselben Leser lesen dieselben Autoren, nur dass einige von ihnen jetzt ein Gerät aus Metall statt eines Buches aus Papier in den Händen halten. Trends, die auf dem Markt der gedruckten Bücher vorherrschen, herrschen auch bei den eBooks vor. Die Bestsellerlisten bei den Print-Büchern unterscheiden sich praktisch nicht von den eBook-Bestsellerlisten. Und: Nach wie vor machen nicht die Autoren, sondern die Händler den großen Reibach mit den Texten.

Außerdem wird das Lesen durch eBooks kaum oder nicht billiger. Frank Schätzings Roman „Limit“ kostet als Hardcover 26 Euro, als eBook 25,99 Euro. Freue sich, wer das Buch auf einem Lesegerät liest – er hat einen Cent gespart und kann diesen in Strom investieren!

Glaubt man den Medien, dann wird gerade eben die Art revolutioniert, wie wir lesen. Doch was wir lesen und was das Lesen kostet, bleibt erstaunlich konstant.

Dabei würde sich das eBook (z. B. wegen seiner geringen Herstellungskosten) durchaus dafür eignen, Texte zu publizieren, die auf dem Markt der gedruckten Bücher untergehen würden. Und diese Texte mit erschwinglichen Preisen auszustatten. Nicht schlechtere Texte, sondern andere Texte: Gute Bücher für ein Nischenpublikum etwa, auch in der Belletristik. Bücher, die dem gängigen Massengeschmack zuwiderlaufen. Von Autoren, die weniger rustikal und massenwirksam mit ihren Themen umgehen als die Damen und Herren aus der Bestseller-Riege (wie Thilo Sarrazin, Charlotte Roche oder Stephenie Meyer).

Seit ich vor acht Jahren angefangen habe, eBooks zu machen, habe ich mir immer vorgestellt, die eBook-Szene könnte sozusagen Indie-Literatur bringen. Alternative Romane. Independent-Serien. So etwas würde ich gerne lesen.

Und schreiben.

Ich beanspruche keineswegs für mich, den deutschen Literaturmarkt mit meinen Storys wesentlich zu bereichern. Ich habe zwei Fantasy-Jugendbücher bei Ueberreuter veröffentlicht, einige Texte bei Kleinverlagen, außerdem zwei Japanisch-Lehrbücher, die sich ordentlich verkaufen.

Und ich schreibe Falkengrund – Schule des Okkulten. Eine moderne Schauerserie.

Verzeihung, eine moderne eBook-Schauerserie.

Falkengrund ist Spannungsliteratur, Unterhaltungsliteratur. Aber mit einigen Spielereien und Extravaganzen, die eine Herausgabe bei einem großen Verlag sehr schwierig machen würden.

Deshalb erscheint die Serie als eBook. Und da es rechnerisch möglich ist, eine eBook-Serie kostenlos zu veröffentlichen, ohne ein Vermögen hineinstecken zu müssen, ist sie tatsächlich komplett gratis.

Und wen ich jetzt neugierig gemacht habe – was freilich nie in meiner Absicht gelegen hätte – der erfährt in Kürze mehr auf dieser Seite und auf www.falkengrund.net.