Sonntag, 24. Juli 2011

Warum sind eBooks nicht billiger?

Im Zuge der Umstellung der Falkengrund-Serie von kostenlos auf kostenpflichtig erreichte mich vor kurzem eine Mail eines entrüsteten Lesers. Ich würde sie hier in Auszügen abdrucken, aber der Leser wünscht, dass sein Schreiben nicht veröffentlicht wird.

Er beklagt hauptsächlich die aus seiner Sicht hohen Preise von eBooks. Ein John Sinclair-Roman zum Beispiel, der am Kiosk € 1,60 kostet, dürfte seiner Meinung nach als eBook nicht € 1,49 kosten, da das eBook in seiner Herstellung wesentlich günstiger und außerdem „substanzlos“ sei. Pro Falkengrund-Episode würde er maximal 50 Cent bezahlen, schreibt er.

Lassen wir das „substanzlos“-Argument mal beiseite. Es ist selbst substanzlos, denn würde man sich daran halten, müssten nicht nur Computerprogramme spottbillig sein, sondern auch alle Arten von Dienstleistungen, bei denen man nichts Materielles in die Hand bekommt.

Reden wir über die Problematik der eBook-Preise. Mein Leser ist nicht der einzige, der ihre Höhe moniert. Auch im Netz finden sich vehemente Stellungnahmen zu diesem Thema, etwa in Leander Wattigs Blog. Ich gestehe, auch ich selbst finde manche eBooks überteuert. Die Tatsache, dass sich die eBook-Preise bei vielen Verlagen an den Preisen für nobel aufgemachte Hardcover-Ausgaben orientieren, ist nur schwer nachzuvollziehen.

Allerdings glaube ich, dass sich manche Leser Herstellung und Verkauf von eBooks zu günstig vorstellen. Ich möchte auf vier Punkte hinweisen, die man leicht übersehen kann.

1. Die Mehrwertsteuer. Der deutsche Gesetzgeber legt auf Druckerzeugnisse den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent. Für das eBook allerdings, das nicht als Druckerzeugnis durchgeht, gilt die normale Mehrwertsteuer von 19 Prozent. Vom gedruckten Buch aus gesehen, muss der Verkäufer von eBooks also rund 170 Prozent mehr Mehrwertsteuer abführen – etwas, was sich im Preis notgedrungen niederschlägt.

2. Kosten für Bezahlsysteme. Viele Leser nutzen beim eBook-Kauf Bezahlsysteme wie Paypal. Vielen ist nicht bekannt, was Paypal den Händler pro Transaktion kostet. Es sind 35 Cent plus knapp 2 Prozent des Verkaufspreises. Bei eBooks im höheren Preisbereich ist das ein günstiges Angebot. Für ein eBook, das € 9,99 kostet, fallen für den Betreiber des eBook-Shops Paypal-Kosten in Höhe von kaum mehr als 50 Cent an. Bei einem 0,99-Euro-eBook dagegen zahlt er rund 37 Cent alleine an Paypal - mehr als ein Drittel des Verkaufspreises. Wenn man von dem Restbetrag noch die Steuer abzieht, bleiben für Autor und Shop-Betreiber nur noch Mini-Erträge übrig.

3. eBook-Verkaufszahlen. eBooks verkaufen sich im deutschsprachigen Raum nach wie vor nur in kleinen Mengen. Offizielle Zahlen gibt kein großer Verlag oder Shop heraus (auch, weil sie zu peinlich wären), aber wenn man selbst eBooks veröffentlicht und das Ranking der eigenen eBooks mit dem der anderen vergleicht, kann man ganz grob Rückschlüsse auf das Niveau der Verkäufe ziehen. Romanheftserien, die in der gedruckten Form fünfstellige Auflagenzahlen einfahren, dürften im eBook-Bereich den dreistelligen Rahmen kaum verlassen. Auflagen-Millionäre wie in den USA gibt es auf dem deutschsprachigen eBook-Markt bisher noch nicht. Auch die eBook-Verkäufe von Bestsellerautoren bleiben überschaubar. Das heißt: Es ist zwar nicht sehr viel Aufwand nötig, um aus einer digitalen Druckvorlage ein eBook zu erstellen, dieses in einen Shop aufzunehmen und zu verkaufen, aber durch die außerordentlich niedrigen Verkaufszahlen amortisieren sich selbst die geringen Kosten kaum.

4. Small Press. Der letzte Punkt betrifft Falkengrund und andere Erzeugnisse von Kleinverlagen oder unabhängigen Autoren. Produkte der „small press“ sind wegen ihrer insgesamt geringeren Verkäufe immer deutlich teurer gewesen als die der großen Verlage. Wenn ich etwa bei BoD (Books on Demand) einen Sammelband mit, sagen wir, zehn Falkengrund-Abenteuern in gedruckter Form veröffentlichen würde, müsste ich dafür mindestens 20 Euro verlangen, eher 30, wenn die Schriftgröße lesbar sein soll und ich nicht draufzahlen möchte. Was das pro Episode ergibt, brauche ich nicht vorzurechnen. Gerade das Medium eBook bietet unabhängigen Autoren eine Möglichkeit, ihre Werke zu einem moderaten Preis zu veröffentlichen. Im Printbereich ist es praktisch nicht möglich, Bücher in kleinen Auflagen kostengünstig anzubieten – kostenlos wie die ersten 17 Episoden von Falkengrund geht schon gar nicht. Außer man hat im Lotto gewonnen.

Mein Wunsch wäre, dass der eBook-Markt als Plattform für gute und ungewöhnliche Texte von unabhängigen Autoren und kleinen Verlagen mehr genutzt und von Leserseite mehr Zuspruch erfahren würde.

Donnerstag, 14. Juli 2011

Falkengrund ist "Bestseller"

Nun ja. "Bestseller" ist ein großes Wort. Ganz genau aus diesem Grund habe ich es auch in Anführungszeichen gesetzt.
Aber ein bisschen was ist schon dran: Bei beam-ebooks hat der erste kostenpflichtige Band zwar zu unterschiedlichen (und ziemlich extremen) Reaktionen seitens der Leser geführt - die einen halten die kostenpflichtige Erscheinungsweise für inakzeptabel, wollen die Serie aus Prinzip nicht weiterlesen und bestrafen die Geschichten, die sie gar nicht kennen, mit nur einem von fünf möglichen Sternen. Andere stehen hinter der Serie, sind bereit, für die Arbeit des Autors einen Obolus zu entrichten und vergeben lobend fünf Sterne.
Alles in allem stufe ich die Verkaufszahlen als erfreulich ein. Rund fünf Prozent der Gratis-Downloader scheinen der Serie weiterhin die Treue zu halten. Das sind genug, um Falkengrund Nr. 18 seit zwei Wochen auf dem ersten Platz der Beam-Bestseller-Liste zu halten, noch vor Perry Rhodan- und Star Trek-eBooks.
Das macht mir natürlich Spaß, auch wenn eBook-Verkäufe insgesamt noch in einer anderen Liga spielen als Verkäufe von gedruckten Büchern / Romanheften.