Freitag, 26. August 2011

Schlumpfimumpf! - Die Schlümpfe in 3D

Ab und zu geht man mit dem Nachwuchs ins Kintopp. Und was würde sich für eine Fünfjährige, die vom Papa seit mindestens zwei Jahren die alten Schlumpf-Alben sowie alte Fix und Foxi-Hefte vorgelesen bekommt, besser eignen als die aktuelle Verfilmung „Die Schlümpfe in 3D“?

Papa ging mit gemischten (oder sollte man sagen: geschlumpften) Gefühlen hin – einerseits mit der Angst vor der Beschädigung eines heiligen Kindheitsmythos, andererseits mit Neugier, wie Sony Pictures das Ganze umsetzen würde. Der Trailer im Netz ließ eher Schlimmes ahnen, aber die Tochter war schon angefixt – ein Rückzieher hätte nurmehr ihren gerechten Zorn geweckt!

Ich werde „Die Schlümpfe in 3D“ nicht verreißen. Es ist ein unterhaltsamer Familienfilm geworden, wenn auch kein Kunstwerk von bleibendem Wert. Er hat einige witzige Szenen und eine gehörige, gerade noch erträgliche Portion Hollywood-Pathos am Ende, damit auch die Tränendrüsen der Erwachsenen mal wieder durchgespült werden. Richtig klasse spielt Hank Azaria als Gargamel (wir ganz alte Knacker kennen ihn noch als Gurgelhals der in Fix und Foxi abgedruckten Episoden).

Was bei mir einen herb-bitteren Nachgeschmack hinterlassen hat, war die radikale Amerikanisierung und „Hipisierung“ von allem, was die Schlümpfe ausmacht. Sechs unserer blauen Freunde landen bei ihrem unfreiwilligen Ausflug in unsere Welt (natürlich durch ein Dimensionstor) ausgerechnet im New Yorker Central Park vor der berühmten Skyline mit Empire State Building und Co. Unterschwellig scheint mir der Film nahezulegen, dies sei der Nabel der Welt. Die gesamte Story basiert auf einer englischsprachigen Redewendung „once in a blue moon“ und wirkt mit ihrem „Blaumond“ somit in allen anderen Sprachen kaum schlüssig. Das junge Paar, bei dem die Schlümpfe unterkommen, lebt mitten im American Dream – während sie sich nervös-niedlich um ihren Babybauch kümmert, designt er ebenso nervös Werbekampagnen für Kosmetik-Artikel. Beise sind liebenswert-naiv, aber gleichzeitig fahrig und hektisch, was dazu beiträgt, der Geschichte das heute unvermeidliche Tempo und Chaos zu verleihen. Und viele der Schlümpfe tragen plötzlich englische Namen wie Clumsy, Jokey oder Harmony.

Bei mir wurden ständig Erinnerungen an „Stuart Little“ wach, einen ganz ähnlichen, aber viel besseren, weil schrägeren und selbstironischeren Film, der seinen Humor nicht nur aus Slapstick-Einlagen, sondern vor allem aus seiner skurrilen Menschlichkeit zog. Auch hier agierten Trickfilmfiguren im „realen“ New York rund um den Central Park.

Ich bin kein Purist und sehe ein, dass sich Stoffe weiterentwickeln müssen, wenn sie sich auf dem heutigen Markt platzieren wollen. Und doch hätte ich mir erhofft, dass die Schlümpfe sich etwas mehr von ihrem belgischen Charme bewahrt hätten, dass sie etwas von ihrer eher bedächtigen, langsamen, bäuerlichen Welt in unsere Wirklichkeit hätten herüberretten können. Schließlich gehören sie mit Asterix & Obelix und Tim & Struppi wohl zu den bekanntesten frankobelgischen Comicfiguren. Daher finde ich es schade, wenn die Schlümpfe in den Köpfen unserer Kinder jetzt neu definiert werden: als hektische, durchgeknallte Figuren vor New Yorker Kulisse. Von ihnen dominieren schon viel zu viele die amerikanischen Kinder- und Familienfilme.

Ich bin froh, dass ich die zerfledderten Comics meiner Kinderzeit aufbewahrt habe, sodass meine Kleine eine Chance hat, die Schlümpfe und andere Comic-Charaktere so kennenzulernen, wie sie gemeint waren.