Donnerstag, 29. Dezember 2011

No sleep since kindle – ein eBook-Autor liest eBooks

Ich weiß nicht, ob es peinlich ist oder einfach nur schrullig: Obwohl ich seit Jahren eBooks schreibe, erstelle und veröffentliche, besaß ich bis vor einigen Wochen noch kein verdammtes eBook-Lesegerät. Ein Stück weit hat es damit zu tun, dass ich kein Technik-Geek bin und die Anschaffung elektronischer Geräte grundsätzlich jahrelang vor mir herschiebe. Den ersten PC kaufte ich mir 1997, als alle meine Freunde längst einen hatten, einen Internetanschluss ließ ich erst 2000 einrichten, als alle meine Freunde schon online waren, das erste Handy legte ich mir 2009 zu, als alle meine … äh … ja …

Nun bin ich also stolzer Kindlesvater. Und das, obwohl längst nicht alle meine Freunde … ihr versteht, was ich meine …

Bei meiner angespannten Finanzlage war es sicher auch der Kampfpreis von 99 Euro für den neuen Amazon Kindle, der mir den letzten Schubs gab. Nun hätschle ich also mein neues Baby – und muss gestehen: Ich bin hin und weg!

Ich hatte befürchtet, die Umstellung aufs elektronische Lesen würde bei mir einige Zeit in Anspruch nehmen – Pustekuchen! Nach drei Minuten kam es mir vor, als hätte ich in meinem Leben nie anders gelesen. Die Haptik des Buches, das Rascheln der Seiten, den Geruch von Druckerschwärze und saurem Papier – wer braucht das schon? Ich nicht. So viel wie in den letzten Wochen habe ich schon seit Jahren nicht mehr gelesen – das meiste auf dem Reader.

Ich liebe mein Lesegerät, …

1. … weil ich Texte eine halbe Minute, nachdem ich sie entdecke, zu lesen beginnen kann.

2. … weil ich endlich einen Anreiz habe, (kostenlose) deutschsprachige und englischsprachige Klassiker zu verschlingen. Ich habe in den ersten zwei Tagen gleich zwei Novellen gelesen, die ich in Buchform wahrscheinlich niemals zur Hand genommen hätte.

3. … weil ich endlich die Buchstabengröße so groß einstellen kann, wie sie mir gefällt, und mich nie mehr über seitenverschwendende Riesenschrift oder mikroskopische Winziglettern ärgern muss.

4 … weil ich endlich von allen Texten eine Leseprobe einsehen kann, und nicht mehr die Katze im Sack kaufen muss. Miau!

5. … weil eBooks (meistens) günstiger sind als Printbücher und ich jetzt nicht mehr bei jedem Text für das Medium mitbezahle, auf dem es gedruckt ist.

6. … weil ich tatsächlich eine ganze Bibliothek auf einem Gerät mit mir herumtragen kann. Das sagt sich leicht dahin, ist aber ein irres Gefühl, nicht nur auf Reisen.

7. … weil ich ohne großen Aufwand mein Englisch verbessern kann, indem ich für unbekannte Wörter mit ein paarmal Knopfdrücken die englische Erklärung aufrufe.

8. … weil ich jetzt zum Lesen keine Gasmaske mehr brauche (vor allem die Bücher mancher Kleinverlage, sorry, stinken entsetzlich).

9. … weil das Lesegerät leichter und kleiner ist als die meisten Bücher und in die Außentasche meines Rucksacks passt.

10. … weil man das Lesegerät mit einer Hand halten oder einfach auf Tisch oder Bett legen kann, ohne dass es zuklappt.

Ich liebe Texte, nicht Bücher, und ich liebe einen gewissen Lesekomfort, der beim eBook-Reader in weiten Teilen besser ist als beim herkömmlichen Buch.

Meine Meinung.