Dienstag, 2. November 2010

Von den Schwierigkeiten, kostenlose eBooks anzubieten

Wenn ich die Falkengrund-Serie schon gratis verschleudere, werde ich auch alles daran setzen, sie an möglichst vielen Orten anzubieten – so lautete meine interne Kampfansage vor Start des Projekts. Aber, wie ich in den ersten Tagen feststellen durfte: Die Falkengrund-eBooks werden zwar gerne heruntergeladen, aber sie irgendwo einzustellen, ist gar nicht so einfach.

Klar, die großen deutschen eBook-Shops wie Ciando oder Thalia möchten sich mit Gratis-eBooks das Geschäft nicht verderben. Das kann ich verstehen. Aber auch in internationale Shops wie Amazons Kindle Store oder Apples iBook Store, die massenhaft kostenloses Material (auch auf Deutsch) anbieten, kommt man nicht so leicht rein.

Zu Apples Auflagen für eine Aufnahme in den iBook Store gehört eine ISBN. Eine solche zu bekommen, ist zwar theoretisch kein Problem, aber bei angestrebten hundert Episoden dann doch nicht ganz billig für einen Autor, zumal die Vergabestelle für ISBNs die Nummern nur an eingetragene Verlage in größeren Mengen günstig abgibt – als Autor muss man sich Nummer für Nummer einzeln besorgen, für schlappe 79 Euro das Stück (für die Falkengrund-Serie also ein Kostenfaktor von einigen Tausend Euro). Zwar bietet z. B. der Verlag Lulu kostenlose ISBNs, dafür muss man Lulu aber per Vertrag zu seinem Verleger machen und ist damit in vielerlei Hinsicht an ihn gebunden. Was für mich nicht in Frage kommt, da ich alleine bestimmen möchte, wie und wo ich Falkengrund veröffentliche.

Nun hätte ich sicher auf dem einen oder anderen Weg günstig an ISBNs kommen können. Die Frage ist, ob man Lust hat, sich den Schikanen von Apple komplett zu unterwerfen.

Apple zensiert nämlich auch den Inhalt seines Stores. Es erlaubt beispielsweise keine nackte Haut auf dem Cover – „no nudity“. Da hätte ich das eine oder andere Falkengrund-Titelbild nur für den iBook Store neu kreieren müssen.

Tut mir leid. Nein, danke.

Amazons Kindle Store gibt sich zwar offener. Eine ISBN ist hier nicht vonnöten, und ein wenig Erotik auf dem Cover stört niemanden. Dafür gibt es für Autoren aber eine Mindestpreis-Auflage. Jedes eBook muss mindestens 99 US-Cent kosten – das erfährt man erst, nachdem man eine halbe Stunde lang alle Felder ausgefüllt und alle Optionen gewählt hat. Und woher kommen dann bitte die ganzen kostenlosen eBooks im Angebot? Von US-Verlagen. Die erhalten nämlich das Sonderrecht, auch Gratisangebote einzustellen.

Nett, nicht?

Erstes Fazit: Schön, dass es beam-ebooks gibt, wo ich Falkengrund anbieten darf, obwohl es kostenlos ist, keine ISBN hat und ab und zu einen Hauch von Busen zeigt.

Zweites Fazit: Wer Falkengrund auf dem Kindle, dem iPad oder iPhone lesen will, kann das problemlos tun, aber eben nicht über den Amazon Kindle Store oder den iBook Store, sondern über txtr.com (es gibt eine txtr-app für iPad/iPhone) oder die anderen Download-Stellen.

Drittes Fazit: Eigentlich wollte ich mir ja auf Weihnachten den Kindle 3 zulegen, aber jetzt habe ich irgendwie keine Lust mehr dazu ...

3 Kommentare:

  1. Die Buchbranche macht exakt die gleichen Fehler wie einst die Musikbranche. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schwierig das Leben eines CC-Künstlers ist.

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  2. Sofern Amazon es erlaubt, kannst du ja im "Heft" darauf hinweisen, wo man es überall kostenlos bekommt, und es dennoch für $0,99 einstellen.
    Über den knappen Euro "zuviel bezahlt" ärgert sich sicher niemand (OK, kaum jemand. Manchen treibt jeder zuviel bezahlte Cent schon dem Herzinfarkt näher...) und vielleicht wird's ja auch für freiwillige "Spenden" genutzt. Und du hättest den Werbeeffekt - bisher ist im Kindle-Store nämlich sehr wenig Brauchbares auf Deutsch erhältlich (was sich aber angeblich Anfang nächstes Jahr ändern soll - wir werden sehen...).

    Was den Kindle angeht: Man kann sich die Bücher auch sehr bequem per Mail zuschicken lassen, am besten die Mobipocket-Variante. Ein eMail-Abo wäre da natürlich richtig genial. Solltest du aber mal ein paar Cent mit Werbung verdienen wollen, müsste die dann wohl eher in die Hefte als auf die Seite...
    ePubs muss man erstmal am PC konvertieren (was natürlich nur mit ungeschützten funktioniert) und PDFs muss man recht umständlich scrollen.

    Ansonsten - schön, dass Falkengrund wieder da ist, ich hoffe, es geht bald wieder da weiter, wo es damals aufgehört hat...

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  3. Danke für die Vorschläge. Auf den Werbeeffekt des Kindle-Store verzichten zu müssen, hat mir natürlich im ersten Moment weh getan, und ich habe mir überlegt, ob es Sinn machen könnte, Falkengrund für 99 Dollar-Cent anzubieten. Ich will aber niemanden verärgern, der versehentlich bezahlt, obwohl andere die Bände anderswo legal kostenlos bekommen.

    An Werbeeinnahmen denke ich vorerst nicht. Mein Konzept sieht anders aus. Dazu in einem der nächsten Posts mehr ...

    Danke, dass du wieder mit von der Partie bist!

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